Mit effizienterer Technik und luxuriöserer Ausstattung will Ford Trucks vor dem Start in Deutschland weiter Boden gutmachen. Der erste Eindruck zum F-Max 2021 jedenfalls stimmt.
30.03.2021Julian Hoffmann
Langsam, aber doch mit Nachdruck wandelt Ford Trucks auf dem Weg, sich als Nummer acht unter den Lkw-Herstellern in Europa zu etablieren. In Bulgarien, Rumänien, Spanien, Portugal oder Italien beispielsweise werden die schweren Sattelzugmaschinen der Marke bereits offiziell verkauft. Und Deutschland folgt schon bald. "Unser aktueller Plan sieht vor, im zweiten Quartal 2021 an den Start zu gehen", erklärt dazu Özenç Kırandi, Ford-Trucks-Direktor für die DACH-Region, im Gespräch mit eurotransport.de. Zur gleichen Zeit stehen demnach auch Belgien und Luxemburg auf der Agenda, bis Ende 2021 zudem Frankreich und die Niederlande.
Foto: Ford Trucks
Özenç Kırandi, Ford-Trucks-Direktor für die DACH-Region: "Deutschland ist ein starker Markt für schwere Nutzfahrzeuge, hier wollen wir eine starke und nachhaltige Position einnehmen."
Das Zugpferd der Türken: der modern gestaltete F-Max. Ende 2019 konnte er sich im Test schon beweisen – in 4x2-Ausführung mit Hochdach-Fahrerhaus, 500 PS starkem 12,7-Liter-Motor und Standard-Rahmenhöhe mit 315/70er-Reifen. Unter dem Strich stand so ein Verbrauch von 37,0 Liter Diesel pro 100 Kilometer und 2,9 Liter Adblue.
Damit musste sich der Ford der etablierten Konkurrenz mit Verbräuchen von rund 34 bis 36 Litern in dieser Klasse zwar knapp geschlagen geben, doch der F-Max rückte im Vergleich eben auch nicht top vorbereitet an – sondern erst mit 6.000 Kilometern auf der Uhr, direkt von einer Promotion-Tour. Mit seinen durchaus modernen, spritsparenden Nebenaggregaten wie geregelter Wasserpumpe, geregeltem Zweizylinder-Luftpresser und elektronisch gesteuertem Lüfter könnte mit entsprechender Testplanung also noch was gehen.
Schon 2019 solide: Fahrverhalten und Fahrerhaus des F-Max
Auch Fahrverhalten und Fahrerhaus überzeugten indes. Die über vier Punkte luftgefederte Kabine tritt mit zwei Meter Innenhöhe an. Mit der 2,47er-Hinterachse und dem bewährten, automatisierten ZF-Traxon-Zwölfganggetriebe in Direktgangausführung liegen bei 85 km/h zudem gut abgestimmte 1.130 Umdrehungen an. So können die von 1.000 bis 1.400 Touren anliegenden 2.500 Nm des Selbstzünders entspannt genutzt werden. Insgesamt goutierte Testredakteur Ralf Becker außerdem eine gute Verarbeitung und die einfache Bedienung, den großen Lenkradverstellbereich, den bequemen Fahrerluxussitz und praxisgerechte Stauräume – auch wenn das Leergewicht des Testfahrzeugs mit 8.535 Kilogramm dafür zu hoch ausfiel.
Foto: Karl-Heinz Augustin
Der 12,7-Liter-Motor aus eigener Entwicklung bringt es auf 500 PS und 2.500 Nm ab 1.000 U/min.
Wiederum schon damals von Ford Trucks angekündigt und jetzt endlich Realität: die neue L-Variante mit einem um 150 Millimeter auf 3,75 Meter verlängerten Radstand. Mit ihr können auch die Dieseltanks um 300 Liter auf insgesamt 1.350 Liter vergrößert werden, und so kann die Reichweite wachsen – für den besten Fall verspricht der Hersteller für den F-Max L 5.000 Kilometer ohne Tankstopp.
Neu im Programm: Der Eco+ Mode mit gesteigerter Effizienz
Anteil an der höheren Reichweite hat auch der neue Eco+-Mode, der nun in allen F-Max Standard ist. Mit dieser Einstellung rollt der Ford dank seines ebenfalls neuen GPS-Tempomaten so effizient wie nie über die Autobahn. Die Leistung des eigentlich 500 PS starken, in Eigenregie entwickelten Ecotorq-Sechszylinders samt einstufigem VTG-Lader von Borg-Warner wird dazu auf 450 PS beschränkt, die Kickdown-Funktion deaktiviert und die Höchstgeschwindigkeit auf 85 km/h begrenzt. Außerdem mit von der Partie: eine Ecoroll-Funktion und eine automatische Motorabschaltung nach fünf Minuten im Leerlauf. Um bis zu fünf Prozent soll der Verbrauch in der Eco+-Einstellung in der Folge sinken.
Tut er das nicht, kann der Flottenmanager ab sofort über die My-Ford-Trucks-App und das Onlineportal ConnecTruckGlobal.com nach den Ursachen schauen. Über die neue Software lässt sich der Sattelzug orten, dazu können Daten zum Fahrzeug und zur Navigation abgerufen werden.
Blackline-Edition: Coole Optik – auch für Deutschland
Foto: Ford Trucks
Lederlenkrad und Fahrersitz greifen in ihrer schwarzen Ausführung inklusive blauer Elemente die äußerliche Designsprache des Blackline im Innenraum wieder auf.
Auch den Fahrer nimmt Ford Trucks in den Fokus. So wartet die auf 250 Einheiten limitierte Blackline-Edition des F-Max beispielsweise mit einer silbernen Lackierung im Farbton Moondust auf, garniert mit schwarzen Elementen und dünnen blauen Streifen. Felgen und Außenspiegel der Sonderedition glänzen in Schwarz, auch die LED-Scheinwerfer sind dunkel hinterlegt. Lederlenkrad und Fahrersitz greifen in ihrer schwarzen Ausführung inklusive blauer Elemente die äußerliche Designsprache im Innenraum wieder auf, auch Schrankkonsole und Bett sind entsprechend ausstaffiert. Und laut Özenç Kırandi wird die Blackline-Ausführung nicht nur in Deutschland erhältlich sein, sie wurde von ersten Interessenten hierzulande sogar bereits vorbestellt.
Weniger interessant für den europäischen Fernverkehr, dafür aber umso spannender für Baustelleneinsätze und klassische Verteilerrouten sind wiederum die Neuerungen, die Ford Trucks gleichzeitig zur Präsentation der F-Max-Updates für die Cargo-Modelle angekündigt hat. So wird unter anderem das neue, automatisierte ZF-Ecotronic-Neunganggetriebe für Ford-Lkw mit bis zu 330 PS ins Angebot wandern.
Ford Cargo: Zunächst nicht im Angebot
Mit der neuen Hardware soll der für diese Bereiche immer noch angebotene Cargo effizienter fahren und damit die Total Costs of Ownership (TCO) reduzieren. Außerdem soll der Fahrer mit dem automatisierten Getriebe entlastet werden, und Blaulichtfahrzeuge sollen schneller an ihrem Ziel ankommen. Für 6x2-Lkw nimmt Ford Trucks zudem eine neue, lenkbare Nachlaufachse ins Programm. Sie verkleinert den Wendekreis um neun Prozent und stellt das Fahrzeug so in beengten Situationen besser auf.
Özenç Kırandi aber hat diese leichteren Lkw für Deutschland zumindest zum Marktstart noch nicht auf dem Schirm. "Deutschland ist ein starker Markt für schwere Nutzfahrzeuge, hier wollen wir eine starke und nachhaltige Position einnehmen. Da gerade die Nachfrage nach Sattelzugmaschinen groß ist, liegt unser Hauptfokus zum Marktstart auf dem von der Truck-of-the-Year-Jury prämierten Ford Trucks F-Max", sagt der DACH-Manager. Gänzlich ausgeschlossen sei aber nicht, dass die aufgefrischten Cargo zu einem späteren Zeitpunkt folgen werden.
In Kooperation mit AVL: Automatisierte F-Max im Versuch
Foto: Ford Trucks
Gemeinsam mit AVL entwickelt Ford Trucks einen Autonomous Highway Pilot, der in gängigen Verkehrsszenarien eine automatisierte Fahrt ermöglichen soll.
Nicht nur, aber auch mit AVL wiederum will der Hersteller ohnehin gleich die Zukunft gestalten. Gemeinsam entwickeln die Partner einen Autonomous Highway Pilot, der in gängigen Verkehrsszenarien eine automatisierte Fahrt ermöglichen soll. Mit Lidar-, Radar- und Kamerasensorsystemen und Verarbeitungsplattformen ausgestattete F-Max sind zur Erprobung der Technologie laut der Unternehmen bereits in der Türkei und in Deutschland auf Achse, in den nächsten zwei Jahren plant Ford kommerzielle Pilotversuche mit Kunden.
"Eine solche Technologie, die den menschlichen Fahrer ganz oder teilweise ersetzt, muss sowohl mehr Sicherheit als auch mehr Effizienz bieten. Beides ist für die Logistik von entscheidender Bedeutung. Die Sicherheit steht dabei allerdings an erster Stelle, Probleme in diesem Bereich können nicht toleriert werden", so der Kommentar von Özenç Kırandi. "Unter dem Strich wollen wir mit dieser Technologie die Gesamtbetriebskosten und die Kosten pro Kilometer im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen senken."
In Eigenregie: Assistenzsysteme bis zum Stop&Go
Auf die Frage, ob auf dieser Basis auch weitere Assistenzsysteme im F-Max Einzug halten könnten, skizziert Kırandi einen klaren, Ford-eigenen Plan: "Wir haben eine Roadmap zur Einführung neuer Fahrassistenzsysteme in Richtung des automatisierten Fahrens, einschließlich eines Spurhalteassistenten, einer intelligenten, adaptiven Geschwindigkeitsregelung vom Stand bis zur Höchstgeschwindigkeit und anderer Sicherheits- und Komfortfunktionen, die die Grundlage für automatisierte Fahrfunktionen bilden."
Man werde verbesserte Versionen der automatisierten Fahrsysteme auf den Markt bringen, bis sie eines Tages den vollen Funktionsumfang des automatisierten Autobahnpiloten erreichten. Es müssten dann nur die entsprechenden gesetzlichen Regelungen dafür vorhanden sein. Spannende Aussichten also für Ford Trucks.
Fazit
Der F-Max war der Konkurrenz nie hoffnungslos unterlegen. Mit den neuesten Updates und dem Blackline, der auch die Fahrer anspricht, ist die Marke jetzt in einer tatsächlich guten Position für den Start in Deutschland. Ob der erfolgreich sein wird, wird allerdings auch maßgeblich von der Preispolitik und dem Servicenetzwerk des Herstellers abhängen.
Noch wird DACH-Direktor Kırandi genau zu diesen Punkten wenig konkret – detailliertere Aussagen sollen aber schon bald folgen. Man darf also gespannt sein auf Ford Trucks in Deutschland.
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